Konfliktenergie nutzen
Was treibt Menschen an, sich mit Konflikten zu beschäftigen und Wege zu suchen, diese friedlich zu lösen? Die in Baden bei Wien lebende Mediatorin Elvira Hauska hat in ihrem Buch „Zur Kunst des Friedens“ elf Österreicher interviewt, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen – von der Peer Mediation in der Schule bis hin zur Vermittlung in Rechtsstreitigkeiten.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Friedensstifter zu interviewen? Und wie haben Sie Ihre Interviewpartnerinnen und -partner gefunden?
Mir ist aufgefallen, dass das Wirken von Mediatorinnen und Mediatoren Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Besonders motiviert hat mich beim ersten „Tag der Mediation“ 2014 in Graz der Vortrag von Karl Kumpfmüller, dem ehemaligen Leiter des Grazer Friedensbüros, der über seine Vermittlungsarbeit im Zuge des Bosnienkrieges berichtete. Seine Geschichte faszinierte mich sehr, daher begann ich darüber hinaus zu recherchieren. Das Ergebnis war sehr enttäuschend, weil seine Bemühungen in jeder von mir gefundenen Abhandlung dieser vielbeschriebenen Epoche fehlte. Um hier etwas zu ändern, begann ich das Buch. Aufgrund meiner langjährigen Funktionärsarbeit im Österreichischen Bundesverband für Mediation kannte ich viele Kolleginnen und Kollegen und hatte daher eine gute Auswahl, weil ich ihre Geschichten kannte und sie auch in der unmittelbaren Zusammenarbeit erleben konnte. Darüber hinaus wollte ich auch über andere Menschen berichten, die sich zum Ziel setzen, zum Vorteil für andere zu arbeiten.
Sie sind selbst Mediatorin. Was ist für Sie der springende Punkt bei einer Mediation? Im Sinne von: Was muss sich an der Wahrnehmung der beteiligten tun, um Konflikte beilegen zu können?
Letztlich ist jede Mediation anders, weil die Menschen in Konflikten sehr kreativ miteinander umgehen. Oft ist das, was sich die Parteien ursprünglich wünschen, nicht das, was sie wirklich brauchen. Wenn sie – mit oder ohne Unterstützung – erkennen können, was wirklich wichtig für sie ist, dann können sie es nutzen. Daher ist es nicht mein Ziel, dass Konfliktbeteiligte ihre Konflikte beilegen, sondern die Energie daraus nutzen, um jene Veränderungen in die Wege zu leiten, die für alle einen Gewinn darstellen.
Welche Rolle spielt die Sprache bei einer Mediation? Welche Sprache ist förderlich? Und welche kontraproduktiv?
Hier gibt es aus meiner Sicht kein Patentrezept. Als Mediatorin verstehe ich mich auch als Übersetzerin in der Form, dass ich die gewohnte Kommunikation in neue Bahnen lenke. Vor allem bei langjährigen, schwierigen Themen fällt es normalerweise sehr schwer, von gegenseitigen Vorwürfen abzugehen. Wenn es gelingt, ein gemeinsames Ziel auf einer übergeordneten Ebene zu formulieren, dann gibt es eine gute Chance auf neue Wege des Miteinanders – auch wenn die Rollen neu definiert werden. Oft glauben Menschen, sie können ein Problem aus der Welt schaffen, wenn sie sich deutlich von anderen Menschen abgrenzen. Das halte ich für eine großen Irrglauben. Gemeinsame Erinnerungen verbinden, sie bleiben allgegenwärtig, auch wenn die handelnden Personen nicht täglich um uns sind. Daher sind wir gefordert, unsere Beziehungen aktiv zu gestalten. Mediation unterstützt dabei.
Sie haben bei mir ein Text-Coaching absolviert. Warum haben Sie diesen Weg der Weiterbildung gewählt?
Ich schreibe schon mehrere Jahre sehr erfolgreich Fachartikel. So publizierte beispielsweise die Zeitschrift „Sichere Arbeit“ der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt vor Kurzem meinen achten Artikel über das Thema Konfliktmanagement. Allerdings wollte ich auch vermehrt für die Allgemeinheit schreiben, weil Mediation hier kaum qualifiziert thematisiert wird und ich in Summe die Medien zunehmend als Anklagende wahrnehme. Dem wollte ich entgegenwirken. Trotz vieler gelesener Schreibratgeber führte keiner zu dem gewünschten Ergebnis. Daher habe ich mich auf die Suche nach jemandem gemacht, der mir direkt und unmittelbar Tipps für meinen persönlichen Schreibstil geben konnte … und freue mich sehr, dass ich Sie gefunden habe.
Wie hat sich Ihr journalistisches Schreiben nach dem Coaching entwickelt?
Das Textcoaching hat durch sehr gezielte Hinweise und Verbesserungsvorschläge in nur wenigen Stunden meinen Schreibstil „alltagstauglich“, gut lesbar und interessant gemacht. Nach der Zusammenarbeit mit Ihnen wurden meine Texte von namhaften Journalisten, die meine Texte davor abgelehnt hatten, mit dem Prädikat „liest sich gut“ bedacht. Außerdem bekam ich viele Tipps, wo welche Texte hinpassen. Last but not least habe ich seitdem auch die Art und Weise meiner wissenschaftlicher Publikationen auf den Kopf gestellt – in der Hoffnung, dass diese Informationen sowohl die wissenschaftlich interessierten Köpfe als auch eine breite Öffentlichkeit erreichen.
Elvira Hauska hat sich 2004 als Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Mediation, Coaching und Evaluierung bei Konflikten selbständig gemacht. Die promovierte Betriebswirtin war davor wissenschaftliche Assistentin an der Universität Graz, Organisationsentwicklerin bei Pewag Austria sowie FH-Lektorin in der Fachhochschule Burgenland. Sie ist eingetragene Mediatorin in der Liste des österreichischen Justizministeriums und engagierte sich im Österreichischen Bundesverband für Mediation für die fächerübergreifende Verbreitung von Mediation. Ihre Homepage: www.elvira-hauska.at