Glücksfall Baukultur
Ein Glücksfall ist, wenn sich Kundenwunsch und Textervorlieben bei einem Auftrag decken. Die Broschüre „Baukultur Südsteiermark“ ist in diesem Sinn ein mehrfacher Glücksfall, nämlich sowohl thematisch als auch methodisch.
Inhaltlich beschäftigt sich das 44 Seiten starke Magazin mit Landschaft, Wirtschaft, Tourismus, Geschichte und Kultur des Naturparks Südsteiermark – stets im Hinblick auf die Baukultur in dieser Region. Das Magazin soll hochwertige Architektur, die sich sinnvoll in diese einzigartige Kulturlandschaft einfügt, vor den Vorhang bitten. Und sie soll den Blick schärfen für die Qualitäten ansprechender Bauten.
Und damit kommen wir zur methodischen Vorgabe: Das Thema Baukultur sollte in der Broschüre nicht durch Faktenhuberei belegt oder im Architekturjargon abgehandelt werden, sondern über die Geschichten, Ansichten und Aussagen von Menschen, die in der Region leben und sie mit ihrem Tun bereichern. Storytelling pur also. Besser konnte ich mir das nicht wünschen.
Spannende Begegnungen
Für das Thema Landschaft habe ich gemeinsam mit der Fotografin Karin Lernbeiß von Lupi Spuma das Künstlerehepaar Christiane Muster-Brettschuh und Gerald Brettschuh in Arnfels besucht. Für das Thema Geschichte bin ich mit Franz Trampusch in die Römerhöhle bei Aflenz gegangen. Für das Thema (Land-)Wirtschaft habe ich an einer Hofführung von Weinbäuerin Katharina Tinnacher teilgenommen. In Sachen Tourismus war ich zu Gast im Buschenschank der Weinidylle Dreisiebner in Sulztal. Außerdem bin ich mit Grenzbewohner Helmut Strobl auf seiner Veranda am Hochgrassnitzberg gesessen und habe auf den bilateralen Platscher Berg/Plački vrh geschaut (Thema Grenze). In Untergreith habe ich mich mit der Avantgarde-Geigerin Mia Zabelka über ihr „Klanghaus“ in der Einschicht unterhalten. Und zum Thema Baukultur habe ich die aus Leibnitz stammenden Architekten Klaus Kada und Max Stoisser interviewt. Und bei all diesen Gesprächen wahnsinnig viel über Land, Leute und eben die Baukultur gelernt.
Dabei war mir schon länger klar, dass es nicht egal ist, wo man welches Häusl oder Betriebsgebäude passend oder unpassend in die Landschaft pflanzt. Durch die Arbeit an diesem Magazin ist mir noch deutlicher bewusst geworden, wie sensibel ein Landschaftsraum wie der Naturpark „Südsteirisches Weinland“ ist, und welche Möglichkeiten und Ansätze es gibt, diesen Raum mit Sinn, Verstand und Geschmack baulich zu entwickeln. Aus diesem Grund lassen sich einige der Gemeinden im Naturpark bei ihren Bauentscheidungen von einem dreiköpfigen Expertengremium, dem Gestaltungsbeirat, unterstützen. Dieser aus Architekten bestehende Beirat begutachtet neue Bauprojekte schon in der Einreichphase und bringt, wo nötig, Änderungs- und Verbesserungsvorschläge ein. Dadurch sei laut Experten die Qualität der Um-, An- und Neubauten stark gestiegen.