Anreize für die Bauforschung
Vereinfachte Abwicklung, großer Nutzen: Mit FFG-Förderangeboten wie dem Innovationsscheck und „Projekt.Start“ ist es leichter denn je, sich Forschungspartner ins Boot zu holen.
Innovationsscheck: Qualitätsstandard für Altholz
Der Immobilienentwickler Guido Fetzer hat es getan und auch die Salzburger SIGHA GmbH: Beide haben sich einen Teil der Kosten für ihr Bau-Forschungsprojekt mit dem Innovationsscheck der FFG finanziert, dem klassischen Einstiegsformat für betriebliche Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsvorhaben.
5-Sterne-Chalets am Fuße des Mölltaler Gletschers, das ist das Projekt des Immobilienentwicklers Guido Fetzer. Die luxuriös ausgestatteten Häuser sollen ganz im Almhüttenstil erbaut werden, und zwar aus Altholz. Aber weil dieses Material andere Eigenschaften hat als Neuholz und auch die gängigen Prüfverfahren nicht dafür anwendbar sind, hat Guido Fetzer die bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg mit ins Boot geholt: Eine Studie soll das genaue Verhalten dieses altbewährten Baumaterials bei Zug, Druck, Biegung und Schwingung klären und damit korrekte statische Berechnungen ermöglichen. „Ziel der Studie ist ein europäischer Qualitätsstandard für Altholz“, sagt der Investor, der sich für seine Chalet-Anlage im Mölltal bereits 250 Kubikmeter des begehrten Baumaterials gesichert hat.
Das von Guido Fetzer initiierte Forschungsprojekt wird von FFG mit 10.000 Euro gefördert, das sind 80 % der Projektkosten, wie beim „Innovationsscheck Plus“ üblich. Die Förderquote für die „kleinere“ Variante des Innovationsschecks über 5.000 Euro beträgt 100 %, sprich: Es werden die Gesamtkosten für ein kleineres Forschungsprojekt gedeckt. „Mit dem Innovationsscheck wollen wir vor allem Klein- und Mittelbetriebe einladen, externe Expertinnen und Experten in Bau-Forschungsvorhaben einzubinden“, sagt Birgit Tauber, Leiterin der FFG-Basisprogramme. „Mit dem Innovationsscheck ist es diesen Unternehmen möglich, wissenschaftliche Partner schnell und unbürokratisch zu bezahlen.“
Diese Möglichkeit hat auch die SIGHA GmbH ergriffen. Das oberösterreichische Unternehmen erzeugt und vertreibt innovative Befestigungselemente für den Holzbau. Um sein Portfolio in Richtung Hebesysteme für Großformatelemente – etwa Wandelemente aus Brettsperrholz – zu erweitern, hat SIGHA in Kooperation mit der FH Salzburg ein neues System entwickelt, mit dem es sicher und unkompliziert möglich wird großformatige, schwere Bauteilen zu heben und zu versetzen. Studierende der FH Salzburg haben dafür gemeinsam mit dem Entwicklerteam von SIGHA auf Basis von Finite-Elemente-Methoden einen Prototypen eines sich im Holz verkeilenden Zylinders aus Stahl entwickelt, der nach seiner Verwendung wieder leicht entfernt werden kann. Nach der Erprobungsphase ging das innovative System „Pick“ in Serie und findet sich seit Herbst 2016 im Produktkatalog von SIGHA.
Patent.Scheck: Patentschutz leichter gemacht
Um KMU und Start-ups den Weg zum patentrechtlichen Schutz ihrer Innovationen zu erleichtern, bietet die FFG auch einen Patent.Scheck an. „Mit der Förderung können Leistungen, wie die rasche Abklärung, ob Patentschutz überhaupt möglivch ist, sowie Services zu Patentanmeldung und Patentmonitoring bezahlt werden“, sagt FFG-Bereichsleiterin Birgit Tauber.
Auch zur Vorbereitung umfangreicherer Bau-Forschungsvorhaben hat die FFG zielgenaue Angebote im Angebot. Da wäre zum einen das Programm „Feasability-Studie“ zu nennen, das die Abwicklung von Durchführbarkeitsstudien auch in großem Umfang unterstützt, und zum anderen die „Projekt.Start“-Förderung, mit dem Klein- und Mittelbetriebe größere Forschungsprojekte auf Schiene bringen können.
Projekt.Start: Innovative Attika für das Flachdach
Die Flattec Vertriebs GmbH mit Sitz im niederösterreichischen Haag ist auf Flachdach-Systeme spezialisiert. Das Unternehmen konnte mit Mitteln aus dem „Projekt.Start“-Fördertopf ein Forschungsprojekt vorbereiten, das die Entwicklung von formstabilen Attika-Bauteilen aus expandierendem Polystrol (EPS) zum Ergebnis hatte. Unter dem Handelsnamen flatpor® garantieren diese Bauteile in Kombination mit fest verschraubten Kanthölzern einfaches Handling, schnelle Montage und vor allem wärmebrückenfreie und individuelle Lösungen für Flachdächer. Das Produkt für den schnellen Aufbau einer Attika ist in unterschiedlichen Höhen erhältlich und lässt sich bei Bedarf mit stoßfester, Lösemittel- und hitzebeständiger Spezialbeschichtung ausstatten.
Ein besonderes Augenmerk wurde während der Entwicklungsphase darauf gelegt, Wärmebrücken, die an der Attika für großen Energieverlust sorgen können, mit dem innovativen Material zu unterbinden. Aber auch die Möglichkeit, mit Doppel- und Dreifachattiken zu größeren Bauhöhen und damit höheren Dämmstoffstärken gelangen zu können, wurde berücksichtigt. Mit Erfolg! Dank seiner hervorragenden thermischen Eigenschaften ist flatpor® mittlerweile sogar für Passivhäuser zertifiziert.
Dieser Text ist im Magazin zur „Brancheninitiative Bauforschung 2020“ erschienen. Die Brancheninitiative der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und derSparte Bau der Wirtschaftskammer Österreich hat das Ziel, die Forschungstätigkeit österreichischer Bauunternehmen anzukurbeln. Die Magazin-Texte zu den verschiedenen Fördermöglichkeiten wurden von der Textbox beigesteuert.